Hola!


Seit meinem letzten Beitrag hat sich noch nicht wirklich viel geändert. Momentan sind wir doch mal
wieder wegen des Visums in Cochabamba… Das müssen wir fast ausnutzen, da wir hier freies Wlan
haben und den Blog hochladen können:)

 

Naja, nun aber zu den wichtigen Dingen. Wir haben vor drei Tagen im Kindergarten San Francisco
angefangen. Dort werden wir bis circa Anfang nächsten Jahres arbeiten, bevor wir mit dem
Englischunterricht im Collegio richtig starten. Die Kinder sind dort täglich von 9:00 bis 12:00 Uhr in
vier verschiedenen Gruppen untergebracht. Die Gruppen werden im Gegensatz zu Deutschland nach
dem Alter eingeteilt. So gibt es eine Gruppe für die ganz Kleinen, eine für die Vier – & Fünfjährigen,
sowie zwei der Fünf – & Sechsjährigen. Amelie hilft in einer der größeren Gruppen aus und ich in der,
für die Kinder in der Mitte. Nach circa 5 Wochen werden wir die Gruppen tauschen, um jeweils die
großen Kinder kennenzulernen, die nächstes Jahr dann Schüler im Collegio sein werden. Die Gruppe
der Großen erinnert hier an die Vorschule der deutschen Kindergärten. Die Kinder müssen Aufgaben
machen, mit den Zahlen bis 10 umgehen können und das Alphabet bis zu einer bestimmten Stelle
können. Sogar die Vierjährigen können schon ihre Namen und teilweise auch mehr schreiben. Jedes
Kind hat eine Mappe, die verschiedene Themen beinhaltet, die sie das Jahr über lernen. Heute haben
wir das `cuadrado´ (Quadrat) gelernt. Die Kinder mussten ein ganzes Arbeitsblatt mit vorgegebenen
Farben nachmalen, auf dem über 20 Quadrate abgebildet waren. Für die Vierjährigen ist das
teilweise echt nicht einfach, da allein das Sitzen auf dem Stuhl für eine Stunde in diesem Alter
unmöglich ist. Außerdem haben wir in unserer Zeit hier in Bolivien schon oft bemerkt, dass die
Aufgaben der Schüler keineswegs kreativfördernd sind. Die Kinder bekommen auch im Collegio die
Details aufs Genaueste vorgeschrieben. So müssen sie als Hausaufgaben täglich Bilder abmalen oder
Texte kopieren. Frei gemalt wird hier nie. In der freien Zeit im Kindergarten wird auch die
Puppenecke selten benutzt. Lieber wird der Name fünfmal an die Tafel geschrieben, gepuzzelt oder
Memory gespielt. Ich habe oft das Gefühl, die Kinder wissen nicht wirklich, kreativ zu spielen. Auch
die Spiele, die die Kindergärtnerin bis jetzt angeleitet hat, waren Hüpfspiele, die immer mit Zahlen
oder dem Gedächtnis zu tun hatten. Uns wurde schon häufig hier gesagt, dass eine der größten
unserer Aufgaben ist, dafür zu sorgen, dass die Kinder spielen. Schwester Verena erinnert uns immer
daran, dass schon Wilhelm Busch gesagt hat: „Ein Kind, das nicht spielt, wird kein guter Mensch.“
Also versuchen wir, die freie Zeit so gut es geht zu nutzen, um mit den Kindern zu spielen. Besonders
gut geht das draußen im Garten, in dem zwei Reifenschaukeln stehen, eine Rutsche, ein Sandkasten
und ein kleiner Kletterturm. Dort blühen die Kleinen richtig auf und es macht großen Spaß mit ihnen.
Vor allem lustig ist, dass wir immer mit `Profe` angesprochen werden (kurz für Professor). Dann heißt
es: „Profe kannst du mich beim Schaukeln anschubsen?“, „Profe wo ist der Ball?“, oder „Profe ich
habe im Sandkasten was für dich gebacken“ – und das meistens alles gleichzeitig. Aber so geht die
Zeit bis zum Mittagessen echt schnell rum und wir freuen uns schon beim Heimlaufen auf den
nächsten Tag im Kindergarten. Täglich gibt es auch etwas zum Frühstück für die Kinder geliefert.
Dabei ist meistens ein Brot oder eine Frucht für die Kinder. Auch für den Nachhauseweg gibt es oft
noch etwas Kleines, wie zum Beispiel eine Mandarine. Ich habe hier noch ein paar Bilder aus dem
Kindergarten geschossen:

Die Kinder meiner Gruppe beim Puzzeln

 

Juhu Fußball!

 

Die Reifenschaukel ist immer besetzt

Momentan sind wir das dritte Mal in Cochabamba… Das heißt jedesmal 7 Stunden mit dem Bus hin
und zurück fahren, was uns echt viel Zeit kostet. Auch der Höhen- und Klimaunterschied macht uns
jedes Mal fertig. Also fällt es uns auch schwer, wirklich in Independencia anzukommen, da wir
höchstens 5 Tage dort sind, bevor wir wieder wegmüssen. Auch schwierig ist, sich Namen zu merken,wenn man die Kinder nur zweimal wöchentlich sieht. Außerdem sind es extrem viele Namen, die
teilweise auch wirklich kompliziert sind (Quechua!). Aber wir haben noch ewig Zeit, und ich hoffe,
irgendwann bekommen wir das in unsere Köpfe hinein! Wir haben sogar schon angefangen, Wörter
in Quechua zu lernen. Die Kinder brennen drauf, uns zu zeigen, wie das geht. Manchmal ist das sehr
verwirrend, da wir noch nicht mal mit dem spanisch wirklich klarkommen. Aber naja, ihnen macht es
riesigen Spaß. Und noch lustiger ist es, wenn wir ihnen deutsche Wörter beibringen, die dann
wirklich amüsant klingen. Letzte Woche hatte ein Kind Geburtstag und alle sangen `Happy Birthday´.
Wir haben jedoch erst am Schluss verstanden, dass sie das Lied auf Englisch sangen, da sie die
Aussprache ganz anders lernen – sodass man nicht einmal Happy Birthday versteht. Germanische
Sprachen sind halt doch eine halbe Weltreise entfernt. Das wird nächstes Jahr spannend, wenn wir
den Kindern beim Englischlernen helfen sollen. Aber ich freue mich auch schon darauf, dann wirklich
nützlich zu sein und helfen zu können!
Jetzt müssen wir erstmal hier ankommen und im Kindergarten lernen, mit den Kindern umzugehen.
Dann können wir uns in den Unterricht wagen. In der Hausaufgabenbetreuung im Centro Social
können wir nun mittlerweile schon besser helfen, da wir die Aufgaben verstehen – wenn die Kinder
nicht eh nur Texte kopieren oder abmalen müssen. Wenn kein Kind Hilfe braucht, ruhen wir uns im
Zimmer aus, da in dieser vorgegebenen Zeit das einzige Mal Ruhe einkehrt. Sonst sind wir mehr oder
weniger immer draußen mit den Kindern, auf der Cancha, im Kindergarten oder lernen Häkeln.
Abends treffen sich täglich alle Schwestern noch einmal im ´Living´ – einem kleinen Wohnzimmer.
Dort gibt es immer etwas zum Naschen, einen Kakao und viel zum Ratschen, was immer ein
gemütlicher Abschluss des Tages ist. Nachher (um halb 11, wenn die Hunde rausgelassen werden)
fallen wir im Zimmer müde ins Bett und denken uns täglich, wie schnell die Woche schon wieder
vergangen ist.